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Nachhaltige Bürgerproteste: Gesundheitsgefahr durch Bahnlärm!

Bahnlärm belastet die Anwohner ebenso wie Fluglärm. Gerade im Rheintal leiden die Bürger immens unter den vorbeirasenden Zügen. Es besteht Handlungsbedarf, doch die Verantwortlichen verstecken sich hinter den angeblich hohen Kosten für Lärmschutzmaßnahmen. Dass es auch anders gehen kann, zeigt unser Nachbar, die Schweiz. Nachhaltigleben.de informiert aktuell.

Bürgerprotest gegen Bahnlärm

Bürgerproteste stoßen auf taube Ohren. Foto: www.pro-rheintal.de

Die Fakten sind schockierend und deutlich: Bahnlärm schadet dem Menschen, macht krank und bedroht das Leben: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) können jedes Jahr 200.000 Menschen an den Folgen des Lärms sterben!

Der Adrenalinausstoß wird erhöht, Hörschäden verursacht, der Blutdruck steigt, Magengeschwüre können entstehen und das Herzinfarktrisiko vermehrfacht sich immens. Das sind nur einige wenige Beispiele dafür, wie der Bahnlärm die Menschen attackiert.

Tatort Rheintal: Verzweifelte Menschen, unkonzentrierte Kinder, Bürgerinitiativen treffen auf „gehörlose“ Verantwortliche. Täglich rasen 400 Güterzüge über Europas meist befahrene Bahnstrecke! Das bedeutet 16 Stunden Dauerlärm mit teilweise mehr als 100 Dezibel, was dem Lärm eines startenden Düsenjets entspricht. Durch den kurvigen Streckenverlauf besteht akute Unfallgefahr und die Vibrationen werden durch Betonschwellen und den felsigen Untergrund direkt in die Häuser der Anwohner getragen. Ein normales Leben ist unmöglich. Wer kann, zieht weg, wer nicht kann, leidet!

Die Forderungen der Initiative pro-rheintal (www.pro-rheintal.de) sind deutlich:

1. Sofort – Wegen des gestiegenen Güterverkehrs sind passive Maßnahmen wirkungslos. Bis aktive Maßnahmen durchgeführt sind, müssen für laute Güterzüge Nachtfahrtverbote und Tempolimits ausgesprochen werden.??

2. Kurzfristig – Einsatz moderner Schienenlärmschutzmaßnahmen zur Reduzierung des Bahnlärms auf ein vertretbares Maß, wie es an Neubaustrecken üblich ist. Umsetzung von kombinierten Maßnahmen, je nach örtlicher Situation über einen Zeitraum von nicht länger als fünf Jahren.

3. Mittelfristig – Moderner Lärmschutz am rollenden Material zur weiteren Reduzierung des Bahnlärms, insbesondere während der Nachtstunden! Umsetzung von K- oder LL-Sohlen sowie Radabsorbern an Güterwaggons, die überwiegend im Rheintal während der Nachtstunden zum Einsatz kommen.??

4. Langfristig – Verlagerung des Güterverkehrs durch Bau einer modernen Gütertrasse außerhalb des engen Rheintalgrabens. Wer sich ernsthaft mit Verkehr und Verkehrsentwicklung beschäftigt, der kommt nicht daran vorbei, den kürzesten und geradesten Weg zu suchen, und der möchte auch den automatisch gesteuerten 24-Stunden-Güterverkehr mit Minimalabstand zwischen den Zügen und ohne Nahverkehrsunterbrechungen.??

5. Einsatz von jährlich 50 Millionen Euro für Lärmschutzmaßnahmen im Oberen Mittelrheintal über einen Zeitraum von fünf Jahren. Parallel dazu Umsetzung des Projektes „leiser Rhein“ mit K-Sohle-Umrüstung für 5.000 Güterwaggons, die überwiegend auf der Rheintalstrecke zum Einsatz kommen.

Leben direkt an den Gleisen

Leben am Krisenherd. Foto: www.pro-rheintal.de

Die Gegenargumente zielen einzig und alleine auf die angeblich überhöhten Kosten für Umgehungsstrecken und Lärmschutzmaßnahmen. Wieder einmal, und das erinnert doch sehr stark an die Diskussionen um den Fluglärm, stehen Profit und Wirtschaftswachstum den Bedürfnissen der Menschen gegenüber. Dabei steht im Grundrecht (Artikel 2, Absatz 2) geschrieben, dass der Mensch ein Schutz auf körperliche Unversehrtheit hat.

Bahnbrennpunkte gibt es bundesweit. Im Siebengebirge wurde kürzlich die Anit-Bahnlärminitiative BIN (= Bürger im Netzwerk) gegründet. in Deutschland. Oldenburger Bürger protestieren gegen den Ausbau der Bahnstrecke zum Jade-Weser-Port und auch bei unserem Nachbarn in der  Schweiz standen Bürger auf und wehrten sich gegen den unmenschlichen Schienenlärm. Im Gegensatz zu Deutschland haben schon seit Ende der 90er Jahre auf die Bürgerwünsche reagiert. 80 Prozent der lauten Güterzüge wurden mit leisen Bremsen ausgestattet und ab 2020 sind dort die lauten Graugussohlen verboten. 

Text: Peter Rensch