1. Home
  2.  › Haus & Garten
  3.  › Haushalt

Manche Geräte gehen schneller kaputt als sie müssten. Die Konsequenz: Ein neues wird gekauft. Quelle: thinkstock.de

Geplante Obsoleszenz oder: die Kurzlebigkeit der Produkte

Jemand kauft sich ein neues Handy, benutzt es zwei Jahre und just nach Ablauf der Garantie geht es kaputt. Ist das ein Zufall oder gewollt? Fest steht: Es gibt einige Produkte, die sich durch Kurzlebigkeit auszeichnen, und das obwohl sie länger halten könnten. Lukrativ für die Hersteller ist das durchaus, denn so ist sichergestellt, dass sie immer neue Produkte absetzen.

Geplante Obsoleszenz – Was ist das?

Das bekannteste Beispiel ist wohl die Glühbirne: 1924 gründeten international führende Glühlampenhersteller das Phöbuskartell. Das legte international die Brenndauer von Glühbirnen auf 1000 Stunden fest, obwohl Glühbirnen viel länger brennen könnten. Vorteil für die Hersteller: Sie verkaufen mehr. Wenn also der Verschleiß in das Produkt eingebaut wird, dann kann man  von geplanter Obsoleszenz sprechen.  

Das Ganze kann man als logische Konsequenz einer Gesellschaft betrachten, die auf Wachstum ausgelegt ist. Wirtschaftswachstum gibt es nur, wenn immer mehr Produkte und Dienstleistungen verkauft werden. Die Verkürzung der Lebensdauer ist eine Möglichkeit, die ständige Produktion neuer Ware voranzutreiben.

„Begonnen hat das in den 50er Jahren, da hat man das für wohlstandsfördernd gehalten. Heute sind wir selber als Kunden schuld, weil wir oft dazu neigen, Dinge zu kaufen und sie schnell wieder zu wechseln. Beim Handy wird’s am deutlichsten. Wer hat heute ein Handy noch länger als 2 bis 3 Jahre?“ Gibt Stefan Schridde zu bedenken. Er ist Betreiber des Blogs Murks-Nein-Danke und möchte dazu beitragen, dass nachhaltigere Produkte hergestellt werden.

Denn im Grunde ist bekannt, dass exponentielles Wachstum zur Selbstzerstörung führt. Mit begrenzten Energie- und Rohstoffressourcen ist die Gesellschaft nicht in der Lage, den gegenwärtigen Produktions- und Konsumstil aufrecht zu erhalten. 

Einige Beispiele für vorzeitigen Verschleiß: 

  • Vorprogrammierte Chips von Druckern täuschen vor, dass die Druckerpatrone leer sei, obwohl sie noch Farbe enthält
  • Nylonstrümpfe werden so verarbeitet, dass sie anfällig für Laufmaschen sind.
  • iPods haben einen kurzlebigen Akku. Weil man den nicht austauschen kann, muss man gleich ein neues Gerät kaufen
  • Selbst beim Gebäudebestand ist zu beobachten: Besonders in den 60er und 70er Jahren wurden viele Gebäude extrem kurzlebig gebaut. Die müssen heute teuer abgerissen oder saniert werden.
  • offenkundig ist die geringe Haltbarkeit von „stonewashed“ Jeans, Hosen also, die neu gekauft schon abgenutzt aussehen. Dank dieser Modeerscheinung wird der schnelle Verschleiß ohne Vorbehalt in Kauf genommen.
  • auch staatlich verordnete Kurzlebigkeit sollte nicht unerwähnt bleiben: Die Abwrackprämie führte zur Verschrottung unzähliger funktionsfähiger Autos

Was tun?

Kurzlebige Produkte öffentlich machen

Vorzeitigen Verschleiß kann man bei sehr vielen Produkten finden, einen objektiven Nachweis dafür gibt es nicht. Wichtiger als geplante Obsoleszenz als solche nachzuweisen, ist es, dass Verbraucher und Verbraucherinnen sich austauschen können und kurzlebige Produkte untereinander bekannt machen.

Stefan Schridde will deshalb mit seinem Blog ein modernes Kundenbeschwerdemanagement aufbauen: „Für mich ist es wichtig, dass es auf Kundenseite festgestellt wird. Ich plane ein Portal dazu, wo Menschen ihre Produkterlebnisse schildern können. Es wird dann interessant sein, an den Häufungen zu merken, welche Produkte von welchen Herstellern besonders kurzlebig sind. Ob es sich technisch dann um geplante Obsoleszenz handelt, das sollen Experten mit den Herstellern auf dem Portal diskutieren.“

Auf der Seite soll ein Barometer der Langlebigkeit entstehen, wo die Meldungen grafisch dargestellt werden.

Selber reparieren

Ansonsten können offene Werkstätten das Mittel der Wahl sein, um Hand anzulegen gegen den geplanten Verschleiß. Getreu dem Motto: Selber reparieren statt neu kaufen. Offene Werkstätten gibt es für ganz unterschiedliche Bereiche. Sucht man Ersatzteile für elektronische Geräte und Anleitungen dazu, wie man sie repariert, so kann man auf ifixit fündig werden. 

Text: Danijela Milosevic

weitere Infos: http://www.murks-nein-danke.de