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Allianz und Finanzspekulation im Agrarsektor: Aktion von Oxfam.

Allianz und ihre Gewinne: Stein des Anstoßes ist, dass der Konzern mehr als 6 Mil. Euro in Lebensmittel investiert und damit spekuliert. Foto: (c) Allianz

Allianz darf nicht mehr mit Essen spielen und spekulieren!

Schimpfen viele Deutsche mit einer Geiz ist Geil-Mentalität über die hohen Lebensmittelpreise, so sieht es für eine Milliarde Menschen ganz anders aus. Denn: Finanzspekulationen im Agrarsektor lassen die Preise von Reis, Mais und Weizen explodieren. Ein Bündnis von Hilfsorganisationen fordert insbesondere die Allianz zum Stopp der Spekulationen auf. Machen Sie mit!

Allianz und Finanzspekulation im Agrarsektor: Aktion von Oxfam.

Diese 63-jährige Kenianerin hat seit 2 1/2 Jahren kein Regen mehr gesehen. Diese Trockenheit und die Spekulationen mit Lebensmitteln macht die Lebenssituation vieler Millionen Menschen dramatisch. Foto (c) Anna Ridout/ Oxfam auf Flickr

In Deutschland heißt es jammern auf hohem Niveau, geht es um die Lebensmittelpreise. Denn der durchschnittliche Deutsche gibt lediglich 10 Prozent seiner Einnahmen für Lebensmittel aus. Andernorts sind es bis zu 80 Prozent des kläglichen Verdienstes einer Familie. Beispiel Afrika. Und oftmals gilt: nicht alle werden satt. Meist sind es die Frauen, die auf eine Mahlzeit verzichten,  reichen die Lebensmittel nicht aus. Wird es noch schlimmer, dann hungert die ganze Familie.

Warum ist das so? Nun, Dürren, Fehlwirtschaft einiger Staaten hin oder her – der Kern allen Übels liegt in den Finanzspekulationen im Agrarsektor. Denn Finanzspekulationen haben die Preise gerade für Grundnahrungsmittel in den letzten Jahren extrem in die Höhe getrieben und sie für viele Menschen kaum noch erschwinglich gemacht. Genügend Beispiele von in Armut lebender Menschen etwa in Kambodscha, Äthiopien oder Somalia belegen dies. „Viele Studien beleuchten den Zusammenhang zwischen Nahrungsmittelspekulation, Preisschwankungen und Hunger“, sagt Frank Braßel, Leiter der Oxfam-Kampagne „Mahlzeit!“. Alleine die Preisexplosion durch Spekulationen am Nahrungsmittelmarkt in den Jahren 2010 und 2011 haben 44 Millionen Menschen in armen Ländern in den Hunger getrieben, weiß Oxfam. Insgesamt können eine Milliarde Menschen nicht mehr ihren Hunger stillen.

Allianz: Milliardengewinne mit dem Hunger anderer

Einige Finanzinstitute haben sich den Spekulationen auf dem Agrarsektor verschrieben. Deutschland ist hierbei weltweit führend und legt mit über 11 Milliarden Euro mehr als ein Sechstel der Finanzspekulationen weltweit am Lebensmittelmarkt an. Klarer Spitzenreiter hierbei ist die Allianz. Die Allianz ist der größte deutsche Anleger im Agrarrohstoff-Bereich. Kein anderes deutsches Finanzinstitut spekuliert so stark mit Nahrungsmitteln wie die Allianz. So seien laut Oxfam geschätzte 6,242 Milliarden Euro alleine 2011 in fünf Fonds direkt oder indirekt in Agrarrohstoffen angelegt worden. Nahezu ein Zehntel der weltweiten Summe von 68,8 Milliarden Euro. Und dass es sich rechnet, belegen die Zahlen. Denn seit 2008 hat sich das Kapital, das die Allianz in Agrarrohstoffen anlegt, mehr als vervierfacht.

Anleger kassieren satte Gewinne mit dem Hunger auf der Welt

Es erscheint fast höhnisch, sieht man den aktuellen Werbespaot des Finanzriesen Allianz. Da heißt es, 20 Millionen Menschen haben eine Versicherung bei der Allianz. Sollte reichen, um gute Umsätze zu generieren. Doch, anscheinend nicht. Oxfam zitiert die Publikation „Agrartrends“ des Finanzinstituts aus dem Jahre 2008, in dem ganz klar empfohlen wird, in den Agrarsektor zu investieren, denn die Anleger können sich über satte Gewinne freuen. So habe sich der Preis für Sojabohnen von 2005 bis 2007 um 115 Prozent, Mais um 125 Prozent und Weizen um 120 Prozent verteuert. Alles nur durch Spekulationen und auf die Kosten der Armen und Ärmsten dieser Welt. Manch Deutscher Milchbauer wäre froh, von einem vergleichbaren Trend zu berichten.

Allianz und Finanzspekulation im Agrarsektor: Aktion von Oxfam.

Von Glück kann man hier eigentlich nicht mehr reden: Diese abgemagerten Kühe sind das wertvollste Hab und Gut der armen Bauern. Dank der preistreibenden Agrarspekulationen sind sie auf Lebensmittelspenden wie von Oxfam angewiesen.Foto: (c) Oxfam

„Mit Essen spielt man nicht!“ Oxfam fordert Allianz und jeden Bürger auf, zu reagieren

Jeder, nicht nur der Allianz-Kunde, kann am Protest gegen diese Anlageform teilnehmen, um die weltweite Hungerkrise nicht weiter zu verschärfen. „Erste europäische Geldinstitute haben Konsequenzen gezogen und ziehen sich aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln zurück. Oxfam hat die Allianz im März aufgefordert, diesem Beispiel zu folgen“, so Braßel. Aber die Allianz lehnte ab. Angesichts einer Milliarde Hungernder auf der Welt fordert daher ein Bündnis aus Hilfs- und Kampagnenorganisationen jetzt ein Einschreiten der Bundesregierung, um der maßlosen Spekulation mit Nahrungsmitteln einen Riegel vorzuschieben. Oxfam Deutschland, die Welthungerhilfe, Misereor, Attac, Campact, WEED und das Südwind-Institut starten heute die Protestaktion „Mit Essen spielt man nicht!“. Sie richtet sich an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der dazu beitragen soll, die Geschäfte mit dem Hunger zu stoppen. Die Aktion können Sie hier unterschreiben: Oxfam Protestaktion gegen Spekulationen auf dem Agrarmarkt.

Wenn das Werk fertig ist, kommen entsprechende Pflanzen mit der Zeit von alleine oder es werden in einigen Lücken trockenheitsliebende Steingartenpflanzen gesetzt.

Quellen: Oxfam und Deutsche Welthungerhilfe e. V.. Text: Jürgen Rösemeier